Ökonomische Kämpfe, Identitätspolitik und »die Linken« – Wessen Siege, warum Niederlagen? Wie sich die Voraussetzungen für linke Kämpfe nach dem Fordismus änderten

Klassenkampf kennt keine Grenzen„Die Linken haben seit Jahrzehnten fast alle ökonomischen Kämpfe verloren und sehr viele kulturelle Schlachten gewonnen. Woran liegt das? Diese wichtige Frage hat Christian Baron in seinem Text »Raus aus dem Filterblasendelirium« gestellt. Doch die Frage ist etwas irreführend formuliert. (…) Im Grunde ist es so: Die ökonomische Siege der 50er und 60er Jahre waren leichter verdient als heute. Dennoch stimmt es auch, dass nach 1989/90 sich viele Linke von der Arbeiterklasse ab- und sich selbst zuwandten. Die Erzählung der Herrschenden, dass die Klasse tot sei, wurde von einem Teil dieser Linken selbst übernommen. Ein anderer Teil wiederum hat zwar an der Klasse festgehalten, jedoch nie verstanden, dass der alte Korporatismus nicht mehr funktioniert. Ein Zurück in die 50er wird es nicht geben, denn der Fordismus als Gesellschaftsmodell ist nicht Regel, sondern war Ausnahmeerscheinung der kapitalistischen Produktionsweise. »Das kapitalistische Normalarbeitsverhältnis« sei jenes, das nun auch den Westen wieder erreicht – das prekäre, hat der Arbeitshistoriker Marcel van der Linden kürzlich im Interview mit dieser Zeitung gesagt. Auf diese Herausforderung müssen die Linken in der Tat eine Antwort finden. In einer unbestimmten, mit allerlei Projektionen aufgeladenen, goldenen Zeit des Fordismus werden sie jedoch schwerlich fündig werden.“ Beitrag von Nelli Tügel bei neues Deutschland vom 6. Januar 2018 externer Link

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