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[Interview] Der Koordinator des Streiks der Opposition in der peruanischen Lehrergewerkschaft über Bedeutung und Bedingungen ihres Kampfes

Die bisher letzte Lehrerdemo in Lima am 30.8.2017 - sie werden immer größerDer monatelange Streik der Lehrerinnen und Lehrer in Peru hat nicht nur in dieser Zeit die Situation im Land geprägt. Und, auch wenn der Streik jetzt – offiziell – nur „unterbrochen“ wurde, kann eine durchaus positive Bilanz gezogen werden, denn die Regierung war gezwungen, eine ganze Reihe von Zugeständnissen zu machen: Sowohl bei der Entlohnung der Beschäftigten, als auch – und vor allem – was die Erhöhung der Haushaltsausgaben für das Bildungssystem als die politische Forderung betrifft. Solchermaßen erfolgreiche Streiks hatte es in letzter Zeit in Peru nicht oft gegeben – der größte soziale Erfolg der letzten Jahre war der Fall eines Gesetzes zur „Förderung der Jugendbeschäftigung“ (indem man sie rechtlos macht) – dieser Erfolg aber kam durch eine weitgehend spontane Jugendbewegung zustande. Der Erfolg der Gewerkschaftsopposition in der SUTEP, die in der Lage war, den landesweiten Streik, gegen den sich die Gewerkschaftsführung gestellt hatte, sowohl zu organisieren, als auch zumindest zum Teilerfolg zu führen, wirft auch die Frage nach der Zukunft der größten Gewerkschaft des Landes auf. „Exclusive interview with Pedro Castillo, national leader of the teachers’ strike in Peru“ von Tito Prada am 31. August 2017 beim Portal de la Izquierda externer Link war ursprünglich natürlich auf Spanisch und ist jetzt in englischer (und portugiesischer) Übersetzung dort veröffentlicht (was bedeutet: Das Interview fand kurz vor dem Ende des Streiks statt). Pedro Castillo, der Koordinator des Netzwerkes der regionalen Kampfkomitees nimmt dabei zu zentralen Fragen des Kampfes ausführlich Stellung. Siehe dazu eine ganz kurze deutsche Zusammenfassung des Interviews:

Kurze Zusammenfassung des Interviews mit Pedro Castillo über den LehrerInnen-Streik in Peru

Im Wesentlichen geht Castillo bei seinen Ausführungen auf drei grundsätzliche Fragen ein, die immer wieder im Verlauf der Streikmonate debattiert wurden.

Die erste ist dabei die Frage des Erfolgs oder auch der Erfolgsaussichten des Streiks – die Gewerkschaftsführung der SUTEP hatte ja gegen den Streik unter anderem mit der Begründung Stellung genommen, es sei dabei nichts zu gewinnen, es handele sich nur um eine radikale Opposition, die einfach immer streiken wolle. Unter Verweis auf die massenhafte Mobilisierung trotz Polizeirepression weist Carillo zu diesem Punkt darauf hin, dass der Streik konkrete Erfolge erreicht habe – trotz einer Gewerkschaftsführung die, wie immer, alles getan habe, um einen Streik zu verhindern.

Die zweite Frage, die in dem Interview behandelt wird, ist der ständige Versuch der Regierung – und der Gewerkschaftsführung – die Streikbewegung als Machwerk terroristischer Gruppen aus dem Verbund des verbotenen Sendero Luminoso zu diffamieren. Castillo weist darauf hin, dass dieser Streik nur insofern politisch sei, als er sich eben gegen eine Politik der Regierung richte, die zum Bankrott des Bildungswesens im Lande geführt habe. Sicher gebe es unter den Hunderttausenden, die sich am streik beteiligt hätten sehr unterschiedliche politische Orinetierungen, gerade die aber hätten bei der Einheit der Aktion zurück gestanden. Und von einer Aktivität terrorismusnaher Gruppierungen sei ihm nichts bekannt, die gebe es unter den Lehrerinnen und Lehrern des Landes auch nicht.

Keine direkte Antwort gibt Castillo auf die dritte, nach dem Streik und durch dessen Verlauf vielleicht wichtigste Frage: Nach der Zukunft der Gewerkschaft SUTEP. Mit einem Vorstand (und großen Teilen des Gewerkschaftsapparates) der in den eigenen Reihen nahezu  völlig isoliert ist, so der Interviewer, stelle sich doch konkret die Frage, ob dieser Vorstand bleiben solle oder nicht, oder was man stattdessen vorhabe, etwa die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Dies werde jetzt erst angefangen zu diskutieren, so die Antwort, und diese Diskussion sei kein einfacher Prozess, sondern müsse mit viel Umsicht geführt werden.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=121150
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