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Massenhafte Festnahmen und Demonstrationsverbote können die Proteste im Norden Marokkos nicht stoppen

Marokko: Justice NOW for Mouhcine FikriAl-Hoceïma kommt nicht zur Ruhe. Seit der Verhaftung des Anführers der sozialen Protestbewegung „Hirak“, Nasser Zafzafi, am Montag vor einer Woche ziehen Abend für Abend Tausende durch die wichtigste Stadt des nordmarokkanischen Rifgebirges. In der Dunkelheit illuminieren ihre Handys den Protest gegen die herrschende Korruption und die Misswirtschaft. Sie verlangen Arbeit und Investitionen in der Region. Ihr Motto lautet: „Freiheit, Würde und soziale Gerechtigkeit!“ Außerdem skandieren sie immer wieder: „Wir sind alle Zafzafi“. Die Protestierenden werden von der Polizei gewaltsam daran gehindert, in die Innenstadt zu marschieren. Die Bewegung in Al-Hoceïma begann vor rund sieben Monaten, nachdem der ambulante Fischhändler Mouhcine Fikri ums Leben kam, als er seine von der Polizei beschlagnahmte Ware aus dem Innern eines Mülllasters retten wollte“ – so beginnt „„Wir werden nicht aufgeben““ von Reiner Wandler am 06. Juni 2017 in der taz externer Link, worin die aktuellen Proteste auch der kontinuierlichen Diskriminierung der Berber-Region zugeordnet werden. Siehe dazu drei weitere aktuelle Beiträge – inklusive Berichte über Solidarität anderswo:

  • „Solidaritätsaktionen für Proteste in Marokko“ am 07. Juni 2017 bei marx21.de externer Link berichtet neben einer knappen Zusammenfassung der Entwicklung in den letzten Monaten vor allem über Solidaritätsaktionen in den Niederlanden, wo es eine größere marokkanische Community gibt: „Die Regierung des Königs Mohammed VI. reagiert aber zunehmend mit repressiven Maßnahmen. In den letzten Wochen wurden siebzig Aktive verhaftet, unter anderem auch das Gesicht des Protestes: Nasser Zafzafi. Das Regime benutzt Moscheen um die Leute davon abzuhalten, auf die Straße zu gehen und verbreitet Lügen über Aktivisten, die angeblich einen »eigenen Staat« errichten wollen würden. Das Regime versucht so die Aufmerksamkeit wegzulenken von den berechtigten Forderungen der Proteste. In den Niederlanden, wo die Marokkanische Community sehr groß ist, organisiert das Komitee Märtyrer Mohsin Fikri seit dem Anfang der Proteste im Rif-Gebiet Marokkos Solidaritätsaktionen. Als nach der siebten Demonstration und Kundgebung Nasser Zafzafi verhaftet wurde, hat das Komitee beschlossen, die Aktionen zu verschärfen“.
  • „« Au Maroc, depuis toujours, le Palais surveille le Rif comme le lait sur le feu »“ am 02. Juni 2017 beim CETRI externer Link ist ein Gespräch mit dem französischen Sozialwissenschaftler Pierre Vermeren, in dem dieser die langen, jetzt erneut eskalierenden Proteste (im Rahmen eines kurzen historischen Abrisses) zum einen in Verbindung bringt mit der Entwicklung anderer Regionen Marokkos – etwa dem wirtschaftlichen Aufschwung in Casablanca, Rabat und Tanger – und dabei die wachsende Armut dieser Region deutlich macht, zum anderen mit der traditionellen Unterdrückung, seit der großen Rebellion im Rif, die von der Monarchie im Jahre 1959  blutig nieder geschlagen wurde, die Region seitdem unter eine Art ständige Überwachung gestellt. Er weist dabei auch darauf hin, dass es neben den zentralen sozialen Forderungen der Protestbewegung, von Seiten der Regierung auch den – wohl nicht völlig unbegründeten – Verdacht religiöser Probleme gibt, da der konservative Islam der Region die Rolle des Königshauses in diesem Bereich nicht anerkennt.
  • „Maroc : La question amazighe“ von Karim Oub am 17. Februar 2017 bei der französischen NPA externer Link ist ein ausführlicher Beitrag eines Amazigh (Berber) Aktivisten über die historische und aktuelle Rolle, die diese Region und ihre Menschen in Marokko einnehmen, wobei er sowohl über die verschiedenen Methoden von Diskriminierung (beispielsweise sprachlicher Art) und Repression (aller Art) berichtet, als auch über Formen der Organisation, die sich seit den letzten großen Protesten Mitte der 90er Jahre entwickelt haben.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=117223
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