[27. April 2017] Europaweiter Aktionstag gegen Linde-Fusion

Dossier

IG Metall und IG BCE warnen vor Fusion von Linde und PraxairDie Arbeitnehmerseite der Linde AG verstärkt ihren Widerstand gegen die fragwürdigen Fusionspläne mit Praxair. Am 27. April erhöhen die Beschäftigen ihren Druck mit Aktionen an 29 Standorten. Die IG Metall und die IG BCE haben die Beschäftigten gemeinsam mit dem europäischen Betriebsrat zur Teilnahme an einem europaweiten Aktionstag am Donnerstag aufgerufen. Vorgesehen sind derzeit Aktionen an 29 Standorten, davon 25 in Deutschland und vier im Ausland. Nach Überzeugung der Arbeitnehmerseite im Konzern würde die geplante Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair tausende Arbeitsplätze gefährden; gleichzeitig würde angesichts der geplanten Führung aus den USA und des Umzugs der Europazentrale nach Dublin die Mitbestimmung der Arbeitnehmer entscheidend geschwächt. Betriebswirtschaftlich befürchten IG Metall und IG BCE eine Schwächung von Linde im geplanten neuen Konzern, da die Fusion eher den Charakter einer Übernahme durch Praxair hat...“ Meldung der IG Metall Bayern vom 25.04.2017 externer Link Siehe zu den Hintergründen:

  • Linde türmt nach Irland nach der Fusion von Linde und Praxair / IG Metall und IG BCE warnen vor Fusion von Linde und PraxairNew
    “Aus der Münchner Linde AG wird eine Public Limited Company (PLC) mit juristischem Sitz in Irland operativ geführt aus den USA. Das wird bei medialen Lobpreisungen der seit Montag endgültig genehmigten Fusion des Industrie­gasherstellers mit seinem US-Rivalen Praxair gern erst im Schlussteil erwähnt. Aber es hat Relevanz, vor allem für die, die auch in Zukunft die Profite generieren sollen: die Arbeiter. Denen droht mit der Verlegung des offiziellen Firmensitzes des neuen Marktführers in die Steuer- und Wohlfühloase für große Kapitalgesellschaften neben einer unsicheren Zukunft vor allem der Verlust wichtiger Rechte. (…) Der Konzerndeal ist auch für die sehr an Kooperation mit den Unternehmen interessierte IG BCE ein Schlag ins Gesicht. »Dieser Zusammenschluss rechnet sich nicht – weder für die Aktionäre noch für die Beschäftigten noch für den Industriestandort Deutschland«, sagte deren Vorsitzender Michael Vassiliadis. Beschäftigtenvertreter und Gewerkschaften hatten lange versucht, den Zusammenschluss zu verhindern, oder zumindest dessen schwer kalkulierbare Folgen abzumildern. Vor allem war man bei Gewerkschaften und Betriebsräten alarmiert, dass der fusionierte Konzern seinen juristischen Sitz in Irland haben soll. Dort erhält man als Konzern nicht nur großzügige Steuer- und Regulierungsregeln, die vor allem US-Unternehmen mit Geschäften im EU-Raum verlockt hat, sich dort niederzulassen. Auch das verhältnismäßig weitgehende deutsche Mitbestimmungsrecht gilt auf der grünen Insel nicht. Nun scheinen die Messen gelesen. Am Montag hatte die US-Kartellbehörde FTC grünes Licht für den 75 Milliarden Euro (86,8 Milliarden Dollar) schweren Zusammenschluss gegeben. EU-Kommission und deutsche Finanzaufsicht Bafin haben den Deal ebenfalls abgenickt.…“ Artikel von Klaus Fischer in der jungen Welt vom 25.10.2018 externer Link und dazu die Gemeinsame Pressemitteilung:

    • IG Metall und IG BCE warnen vor Fusion von Linde und Praxair
      “Die IG Metall und die IG BCE warnen eindringlich vor den Folgen der Fusion der Gase-Hersteller Linde und Praxair. Die beiden Gewerkschaften sehen durch die Fusion deutlich mehr Arbeitsplätze gefährdet als bislang angenommen. „Es tritt ein, wovor wir seit Beginn der Fusionsverhandlungen gewarnt haben“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Linde muss sich in den USA unter Zeitdruck von attraktiven Unternehmensbereichen trennen, Praxair von seinem gesamten Gasegeschäft in Europa. Die durch Kartellauflagen erzwungenen Verkäufe erhöhen den Druck auf Effizienz und Synergien und damit auf die Beschäftigung. Wie viele Arbeitsplätze durch die mögliche Fusion gefährdet sind, lässt sich nicht beziffern. Linde beschäftigt in Deutschland insgesamt rund 7.000 Frauen und Männer. (…) Der Fokus muss nun darauf liegen, die negativen Konsequenzen aus dieser Transaktion für die Beschäftigten möglichst gering zu halten. „Wir werden genauestens beobachten, ob der zukünftige Vorstand und die Anteilseigner der Linde PLC ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Daran werden wir sie messen und gegebenenfalls mit den Belegschaften auch handeln“, sagten Jörg Hofmann und Michael Vassiliadis. Das durch die Fusion neu entstehende Unternehmen Linde PLC unterliegt künftig nicht mehr der Mitbestimmung im Aufsichtsrat bei Großunternehmen. Der neue Konzern soll eine Kapitalgesellschaft nach britischem Recht sein, in deren Aufsichtsgremien Arbeitnehmertreter keinen Sitz haben.“ Gemeinsame Pressemitteilung von IG Metall und IG BCE vom 22.10.2018 externer Link bei der IG Metall
  • Count-Down bei Linde: IG Metall Aktionstag am 27. April
    Ganz zeitkonform wird skandiert „Sie haben uns verraten“. Lindemitarbeiter wehren sich gegen die Fusion (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/linde-sie-haben-uns-verraten-1.3481969 externer Link) „Alleine“ ist es besser“,  ruft den fast tausend Mitarbeitern von Linde vor der Linde-Zentrale in München Astrid Meier von der IG Meatll-Zentrale zu – und die Menschen jubeln. Diese Kundgebung in München – gleichzeitig finden weitere Aktionen in den insgesamt 30 Linde-Standorten statt – ist ungewöhnlich, denn die Arbeitnehmer machen jetzt offen Stimmung gegen die Konzernführung und die geplante Fusion von Linde mit dem US-Konzern Praxair. Sie haben Angst um ihre Arbeitsplätze, um ihre Mitbestimmungsrechte und überhaupt die Zukunft der Münchner Traditionsfirma. „Es geht hier nicht um eine Fusion, es geht um eine unfreundliche Überrnahme“, sagt der bayerische IG Metall-Chef Jürgen Wechsler. Und in der Frankfurter Rundschau heißt es: „Der Zorn der Beschäftigten“. Tausende Mitarbeiter protestieren von den 8000 Linde-Mitarbeitern bundesweit an den Standorten in Deutschland. – Bei der geplanten Verlagerung der Konzernzentrale von München nach Dublin und der Unternehmensführung in die USA nebst Übernahme des dortigen Managerstils könne man nicht von  einem Zusammengehen auf Augenhöhe sprechen, findet Linde-Betriebsrat Hans-Dieter Katte, der auch Vize-Aufsichtsratschef ist. Für den bayrischen IG-Metall-Bezirkleiter ist klar, wer die Zeche zahlt : „Die genannte Milliarde Einsparungen zahlt Linde“.  – Praxair sei kleiner als Linde, schlechter aufgestellt und höher verschuldet : „Die brauchen uns, nicht umgekehrt“ , zürnt ein im Regen stehender Lindianer. Umstehende pflichten bei.  Und bei den Firmenkulturen würden Welten aufeinanderprallen! (http://www.fr.de/wirtschaft/linde-fusion-der-zorn-der-linde-beschaeftigten-a-1268270 externer Link. Der Konflikt zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle und den Gewerkschaften bei Linde um die geplante Fusion, die doch eher eine Übernahme ist, spitzte sich zu: http://www.fr.de/wirtschaft/analyse-explosives-gemisch-bei-linde-a-1256864 externer Link. Eine Aufsichtsratsitzung am Donnerstag, wo es wieder um die Fusion von Linde mit Praxair ging, eskalierte, als die IG Metall die Eignung Wolfgang Reitzles als Linde-Aufsichtsrats-Chef in Frage stellte.
     Nicht einmal das eigene Management folgt Reitzle bei seinem Brachialkurs. So antwortete der Linde-Chef Aldo Belloni auf die Frage, ob der Konzern gegen den Willen des eigenen Personals fusionieren könne : „Nein, das wäre schlecht“. Nun hat die IG Metall ( mit der IG BCE ) zu einem europweiten Aktionstag am 27. April aufgerufen (https://www.igmetall-bayern.de/nachrichten/ansicht/datum/2017/04/25/titel/europaweiter-aktionstag-bei-gegen-linde-fusion/ externer Link) Das als Fusion unter Gleichen angekündigte Vorhaben gleiche einer Übernahme von Linde durch die kleinere Praxair, die auch die deutsche Mitbestimmung aushebeln würde (http://www.handelsblatt.com/my/unternehmen/industrie/linde-und-praxair-neue-heimat-irland/19483538.html externer Link. Überhaupt sei der Zusammenschluss unnötig, weil Linde auch allein gut klar komme, meinen die Arbeitnehmervertreter…
  • Der Konflikt zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle und den Gewerkschaften bei Linde um die geplante Fusion, die doch eher eine Übernahme ist, spitzt sich zu: http://www.fr.de/wirtschaft/analyse-explosives-gemisch-bei-linde-a-1256864 externer Link
    Eine Aufsichtsratsitzung am Donnerstag, wo es wieder um die Fusion von Linde mit Praxair ging, eskalierte, als die IG Metall die Eignung Wolfgang Reitzles als Linde-Aufsichtsrats-Chef in Frage stellte. Nicht einmal das eigene Management folgt Reitzle bei seinem Brachialkurs. So antwortete der Linde-Chef Aldo Belloni auf die Frage, ob der Konzern gegen den Willen des eigenen Personals fusionieren könne: „Nein, das wäre schlecht“.
    Nun hat die IG Metall ( mit der IG BCE ) zu einem europweiten Aktionstag am 27. April aufgerufen.Das als Fusion unter Gleichen angekündigte Vorhaben gleiche einer Übernahme von Linde durch die kleinere Praxair, die auch die deutsche Mitbestimmung aushebeln würde. (http://www.handelsblatt.com/my/unternehmen/industrie/linde-und-praxair-neue-heimat-irland/19483538.html externer Link) Überhaupt sei der Zusammenschluss unnötig, weil Linde auch allein gut klar komme, meinen die Arbeitnehmervertreter… (Dank an Volker Bahl)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=115398
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