Crowdworking braucht faire Spielregeln – Studie liefert erstmals Daten zur Klickarbeit

faircrowdwork.org: Community, Beratung und Hilfe für Crowdworker. Für faire Arbeit in der Cloud!„Sie sind jederzeit verfügbar, jeder kann sie anheuern: Das Heer der Klickarbeiter im Internet wächst. Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Arbeitsbedingungen in einer empirischen Studie untersucht – und dabei Auswüchse wie Überwachung per Tastatur oder Stundenlöhne von drei Euro gefunden. Das ist nicht akzeptabel, sagt DGB-Chef Reiner Hoffmann: „Wir brauchen passende Spielregeln für diesen Arbeitsmarkt“. (…) Ein Ergebnis (der Studie): Oft sind sie gut ausgebildet, viele nutzen die Jobs im Internet, um sich etwas dazu zu verdienen. Gut ein Fünftel der Befragten verdient damit seinen Lebensunterhalt, zum Beispiel als Programmierer oder Designer. (…) Allerdings: Viele der Jobs sind schlecht bezahlt, im Schnitt verdienen hauptberufliche Crowdworker gerade einmal 1.500 Euro im Monat. Es gibt weder feste Arbeitszeiten noch Urlaubsanspruch oder Kündigungsschutz; manche Crowdworker arbeiten 80 Stunden in der Woche. Und auch wenn sich die Mehrheit nicht ausgebeutet fühlt und das flexible Arbeiten schätzt: Die meisten sind mit ihrem Arbeitsumfeld nicht zufrieden, viele wünschen sich mehr Mitbestimmung und eine Interessenvertretung…“ DGB-Pressemitteilung vom 25. August 2016 externer Link – siehe die Studie und zwei Besprechungen:

  • Die schöne neue Welt des Clicks: Über die Arbeitsbedingungen in der Cloud
    Die Digitalisierung und Industrie 4.0 scheiden die Geister. Vor allem unter Linken sind die Gräben tief zwischen Enthusiasten und Gegnern des technischen Fortschritts. So werfen die Optimisten den Pessimisten vor, man müsse das emanzipative Potenzial nutzen, das einem die Digitalisierung biete, und sich dem nicht verweigern. Doch dann gibt es immer wieder Studien wie jene, die am Donnerstag von der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) veröffentlicht wurde. Die gewerkschaftsnahe Stiftung ließ 434 Menschen befragen, die in Deutschland ihre Arbeitskraft im Internet verkaufen. Das Ergebnis: Diese sogenannten Clickworker sind oftmals gut ausgebildet, knapp die Hälfte hat einen Hochschulabschluss. Doch die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen sind beschissen. Im Schnitt 14 Stunden am Tag testen diese rund eine Million Klickarbeiter hierzulande Apps, führen einfachste Tätigkeiten aus oder verschlagworten Texte und Bilder, um über die Runden zu kommen. Doch verdienen 70 Prozent von ihnen nicht mehr als 500 Euro vor Steuern. (…) Insofern zeugt eine Skepsis gegenüber den Versprechen der schönen neuen Klickwelt nicht von einer irrationalen Verweigerungshaltung, sondern von gesundem Menschenverstand. Denn die gegebenen Kräfteverhältnisse sind nicht so, dass man als Linke jede neue App als einen weiteren Schritt in Richtung Sozialismus 4.0 feiern sollte…“ Beitrag von Simon Poelchau bei neues Deutschland vom 26. August 2016 externer Link
  • Crowdworking: Zum Leben reicht es kaum
    „… Ihr Abschluss als Fleischfachverkäuferin war sehr gut, der Job hinter der Wursttheke schien sicher. Aber manchmal kommt im Leben alles auf einmal, und bei Diana Rönisch kamen ein Kind und die Geschäftspleite zugleich. So werde sie nichts mehr finden, sagte ihr das Arbeitsamt. Da setzte sich Rönisch in ihrer Wohnung im sächsischen Waldheim an den Computer und begann, im Internet ihr Geld zu verdienen. Sie ist eine von vielen, einer crowd, die für das Netz Arbeit erledigt. Seit sieben Jahren leben Rönisch, 38, und ihre zwei Kinder von Crowdwork. Das Netz benötigt Inhalte, also schreibt Rönisch Gebrauchstexte für Onlineshops, Ratgeber oder Blogs. Mittlerweile liefert sie die ganze Bandbreite: Mode- und Kosmetiktipps, Texte über Möbel, Gärtnern oder Reisen. Zu ihren Auftraggebern gehört der Händler eines Serums, das Wimpern länger wachsen lässt genauso wie ein spanischer Spezialitätenverkäufer. Im Durchschnitt kommt Rönisch im Monat auf 800 Euro, die Künstlersozialkasse bezahlt das Nötigste. „Man kommt über die Runden und liegt dem Staat nicht auf der Tasche“, sagt Rönisch. Das ist ihr wichtig…“ Beitrag von Kristiana Ludwig vom 24. August 2016 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=103524
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